Newsletter September 2019

Aktuelles

  • Die gggfon-Homepage wurde überarbeitet und neu gestaltet. Ab sofort ist sie unter dem Link www.gggfon.ch freigeschalten.
  • Aufsuchende Arbeit, in der wir Informationen bereit stellen und die Möglichkeit geben, sich niederschwellig mit uns auszutauschen und Vorfälle zu melden:
    Pro Monat sind wir 1x im Zentrum5 vor Ort
    Pro Monat sind wir 1x im Treffpunkt Untermatt vor Ort
  • In den Gemeinden Ittigen und Köniz konnten wir jeweils den hiesigen Frauentreff dazu nutzen, dass wir über die Themen Rassismus, rassistische Diskriminierung, Gewalt im öffentlichen Raum und Rechtsextremismus informieren konnten. Aktuelle Anliegen der Anwesenden wurden besprochen und die Handlungsmöglichkeiten der Einzelpersonen sowie jenen des gggfon wurden aufgezeigt.
  • Das Projekt Dialog III startete im Januar 2019 und hat zum Ziel, den Dialog zwischen der dunkelhäutigen Bevölkerung und der Kantonspolizei Bern zu fördern. 
  • Das gggfon führt in diesem Herbst Zivilcouragekurse durch. Die Teilnehmenden setzen sich mit den Themen Rassismus, rassistische Diskriminierung, Gewalt im öffentlichen Raum und Zivilcourage auseinander und können im Verlaufe des Kurses neue Handlungsmöglichkeiten erproben. Der nächste Kurs findet in Worb statt:
    Donnerstag, 14.11.19 im reformierten Kirchgemeindehaus Worb

Vorfälle, bei denen Rechtsextremismus eine Rolle spielen

Aufgrund einer beobachteten Zunahme an gemeldeten Vorfällen im Zusammenhang mit Rechtsextremismus haben wir alle diese Vorfälle, welche uns in den Jahre 2016 bis 2018 gemeldet wurden, untersucht. Diese Auswertung stützt die beobachtete Entwicklung: über die drei untersuchten Jahren nahmen die Fälle, welche eine Verbindung zu Rechtsextremem Gedankengut/Haltungen aufweisen, zu. Zudem wurden rechtsextreme Symbole wie Hakenkreuze, zum Teil in Kombination mit der schwarzen Sonne, vermehrt wahrgenommen. Bei solchen Vorfällen ist es wichtig, die Geschehnisse einerseits nicht zu skandalisieren und andererseits trotzdem aufmerksam zu sein und die Vorfälle ernst zu nehmen. Die Erkenntnisse dieser Auswertung dienen unter anderem in der Sensibilisierungs- und Weiterbildungsarbeit des gggfon.

Auch die kürzlich erschienene Auswertung der Fachstelle Rassismusbekämpfung kommt zum Schluss, dass Vorfälle im Zusammenhang mit Rechtsextremismus zugenommen haben (Rassistische Diskriminierung in der Schweiz – Bericht der Fachstelle für Rassismusbekämpfung 2018). Zudem würden nun mehrere rechtsextreme Gruppen über offene Webseiten verfügen. Die Rolle, die dabei die Sozialen Medien und das Internet einnehmen, muss in der Arbeit gegen Rechtsextremismus berücksichtigt werden.

Konflikte im öffentlichen Raum

Das gggfon bietet auch im Themenfeld Gewalt im öffentlichen Raum Beratung und Unterstützung an. So hat das gggfon in einem Zeitrahmen von drei Jahren eine Gemeinde zur Problematik der Nachtruhestörung begleitet: In der Nähe eines Jugendtreffs kam es zu Beschwerden aufgrund zu lauter Jugendlicher. Das gggfon führte Runde Tische und Gespräche mit den involvierten Personen durch. Es wurden neue Abmachungen getroffen und Optionen von zum Teil baulichen Anpassungen geprüft. Durch die Zusammenarbeit des gggfon mit den Agierenden vor Ort sowie mit den betroffenen Jugendlichen und Erwachsenen konnte ein neues Konzept erarbeitet werden, welches zu gut greifen scheint – es führte zu einer Beruhigung der Situation und dazu, dass die Aussenräume trotzdem von allen genutzt werden können.

Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in der Schweiz: Ein Erlebnisbericht einer betroffenen Mutter

Auch heutzutage kommt es im Alltag vieler Personen zu teils latenten, teils offensichtlicheren Ausgrenzungen, Benachteiligungen, Anschuldigungen oder Beleidigungen aufgrund derer Hautfarbe, vermuteter Herkunft, Religion, Rechtsstatus oder Sprache. Solche «Alltagssituationen» mögen dem einen oder anderen banal erscheinen. Für die Betroffenen stellen solche Momente, die sich auch oftmals wiederholen, häufig eine schmerzliche Belastung dar. Einen Erlebnisbericht einer hellhäutigen Mutter, welche mit ihrer kleinen, dunkelhäutigen Tochter den öffentlichen Verkehr nutzte und genau eine solche Situation erleben musste, finden Sie hier.

Der Zug fuhr los und war total überfüllt. Unterwegs stieg eine ältere Frau ein, stand vor unserem voll besetzten Abteil und sagte: «Ah, da ist ja noch ein Platz frei!». Sie hat sich beinahe auf meine dreieinhalb jährige, dunkelhäutige (Vater kommt aus Burkina Faso) Tochter gesetzt und gesagt: «Die gehört ja wohl zu jemandem». Ich nahm meine Tochter auf den Schoss und sie schrie ein einziges Mal: «Nein, ich will nicht!». Die Frau sagte: «Ja, so richtig zwängen können diese Afrikaner, das weiss ich ganz genau! Es ist immer dasselbe mit denen.» Meine Tochter sass still da und schaute der Frau zu, wie sie ihren Koffer zwischen ihre und unsere Beine quetschte. Ich habe geantwortet: «Sie ist Schweizerin und müde, wir waren zwei Tage in den Bergen.», worauf die Frau sagte: «Und Sie haben so eine hergeholt!». Ich: «Sie ist meine leibliche Tochter und jetzt ist genug!». Sie: «Die passen sich nicht an, können nichts. Für die habe ich viel bezahlt. Doch das nützt alles nichts. Die bleiben so.» Ich habe mehrmals geschrien: «Es reicht, Sie hören jetzt sofort mit diesen rassistischen Äusserungen auf!», doch sie lästerte einfach weiter über die Afrikaner. Eine ältere Frau, die auch im Abteil sass, sagte ihr mindestens fünf Mal: «Hautet jetz dr Schnabu!» Nach einer gefühlten Ewigkeit war sie still, doch die Stimmung blieb angespannt und ich war erleichtert, als wir endlich an unserem Zielort ankamen und ausstiegen konnten. Doch der Kloss in meinem Hals ist noch einige Zeit geblieben …

Die betroffene Mutter hat sich dazu bereit erklärt, dass wir ihr Erlebnis veröffentlichen dürfen. Menschen, die von solchen oder ähnlichen Erlebnissen betroffen sind, fühlen sich oftmals unsicher, überrumpelt, wütend, verletzt und ängstlich. Sie stellen sich die Fragen «Wie kann ich reagieren?» oder «Soll ich überhaupt reagieren?». Das gggfon bietet in solchen Situationen Beratung und Informationen an, berät die betroffenen Personen und sucht gemeinsam mit ihnen nach Lösungen.

Angebot des gggfon

Beratung und Information

  • zu Fragen rund um Rassismus, rassistische Diskriminierung, Rechtsextremismus, Gewalt im öffentlichen Raum und Zivilcourage für den Raum Bern und Burgdorf
  • Das Beratungsangebot richtet sich an Betroffene und Interessierte; an Behörden, sowie an Fachpersonen und Organisationen. 
  • Kurse und Referate, Workshops und Weiterbildungskurse
  • Themenfelder: «Gewalt», «Rassismus», «Diskriminierung» und «Zivilcourage» 
  • Zielgruppen: Mittel- und Oberstufenklassen, Jugendgruppen, Erwachsene

Projekte und Netzwerke

  • Entwicklung und Umsetzung eigener Projekte
  • Projektunterstützung für andere Organisationen und ihre Projekte
  • Sensibilisierung
  • Zivilcourage-3D-Wackelkarten mit spezifischen Inputs
  • aktuelle Berichte und Neuigkeiten rund ums gggfon sind auf der Homepage www.gggfon.ch ersichtlich
  • Informationen und Neuigkeiten  sind auch auf Facebook vertreten:  https://www.facebook.com/gggfon/

Haben wir Ihr Interesse geweckt? 

Möchten Sie mehr Informationen erhalten oder einen Vorfall melden? 

Fühlen Sie sich aufgrund Ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion diskriminiert? Wir informieren, beraten und suchen mit Ihnen nach Lösungen. 

Melden Sie sich bei Nutzungskonflikten, Gewalt oder Littering/Vandalismus auf öffentlichen Plätzen.

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