Gewalt liegt immer dann vor, wenn Menschen gezielt oder fahrlässig physisch oder psychisch geschädigt werden. Gewalt ist ein Moment von Macht: Es wird Zwang eingesetzt, um den eigenen Willen gegen den Willen eines anderen Menschen durchzusetzen. Dies kann sowohl ein Einzel- als auch ein Gruppenwille sein, mit dem ein bestimmtes Ziel verfolgt wird. Dabei entsteht ein Ungleichgewicht in der Beziehung zwischen dem Akteur/der Akteurin und dem Opfer, das keine Möglichkeit hat, die Zwangsanwendung zu verhindern. Gewalt liegt aber auch dann vor, wenn mutwillig Dinge beschädigt werden (Vandalismus).
Gewaltformen
Es gibt verschiedene Arten von Gewalt. Einige sind deutlicher, andere weniger deutlich zu erkennen.
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Physische Gewalt
Der Begriff der physischen Gewalt umfasst die körperliche Gewalt gegen Personen und Sachen. Gewalt gegen Personen bezieht sich vor allem auf vorsätzliche und bewusst herbeigeführte Körperverletzungen. Leichte Rempeleien zählen genauso dazu wie schwere Schlägereien und sexuelle Übergriffe. Bei Gewalt gegen Sachen wird von Vandalismus gesprochen (z. B. mutwilliges Zerstören von Sitzgelegenheiten im Zug, Besprayen von Hauswänden, etc.)
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Psychische und verbale Gewalt
Hierzu zählen Aggressionen wie etwa Beleidigungen, Beschimpfungen, üble Nachreden, Mobbing, Ignorieren, ironische Bemerkungen und Blossstellungen. Aber auch Drohungen und Erpressungen fallen unter diese Form von Gewalt.
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Strukturelle Gewalt
Alles was Individuen daran hindert, ihre Möglichkeiten voll zu entfalten und ein gleichberechtigtes Leben zu führen, ist eine Form von struktureller Gewalt. Hierunter fallen nicht nur alle Formen von Diskriminierung, sondern auch die ungerechte Verteilung von Einkommen, Bildungschancen und Lebenserwartungen. Gewalt basiert hier auf den gegebenen Strukturen, Werten, Normen und Ideologien von Institutionen, wie dem Staat, der Schule oder einer Firma. Ein Beispiel von struktureller Gewalt stellt die Benachteiligung von bestimmten Staatsangehörigen bei der Einreise in einen Staat dar (z. B. ehemaliges Drei-Kreise-Modell der Schweiz).
Mögliche Ursachen von Gewalt
Die Ursachen von Gewalt sind äusserst vielfältig. So wird Gewalt unter anderem erklärt als
- Ergebnis physiologischer Fehlfunktionen im Nerven- und Hormonsystem
- Aggression in Folge von Frustrationen oder unbefriedigten Bedürfnissen – Gewalt als Ventil
- Reaktion auf subjektiv bedrohlich wahrgenommene Aggressionen anderer, also als Abwehr drohender Angriffe
- Ergebnis fehlender oder menschenunwürdiger Wertorientierungen
- Ergebnis sozialer Ausgrenzung und damit verbundener reduzierter sozialer Kompetenz
- Zusammenwirken von Sozialisationsfaktoren, die allesamt eine soziale Entwurzelung und damit eine Orientierungslosigkeit zur Folge haben
- Ergebnis eines erlernten Verhaltens, das sich „bewährt“ hat, bzw. für das noch keine tragfähige Alternative gelernt werden konnte
- Verhalten, das stärker durch spontane, emotionale und affektive Faktoren gesteuert wird als durch moral-kognitive Reflexionen, also als fehlende – an überindividuellen Werten orientierte – Urteilskompetenz
- Ausdruck einer politischen Gesinnung, die Gewalt als Mittel billigt oder gar legitimiert – zum Beispiel die Ideologie des Rechtsextremismus